Leonardos Proportionsskizze

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Von Leonardo da Vinci (1452 - 1519) stammt diese berühmte Zeichnung des Mannes mit gespreizten Beinen und schräg ausgestreckten Armen.
Der vitruvianische Mensch, wie er auch genannt wird, ist eine 34,4 x 24,5 cm große Zeichnung aus dem Jahr 1492. Es handelt sich um eine Skizze mit Notizen aus einem seiner Tagebücher. Mit den Fingerspitzen und den Sohlen berührt der Mensch ein ihn umgebendes Quadrat, „homo ad quadratum“ bzw. einen Kreis , „homo ad circulum“.

Dieser Zeichnung liegen die Maßangaben von Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio 84 - 27 v.Chr.), einem römischen Baumeister, zu Grunde.
Nach Vitruv bilden 4 Finger eine Handbreite, 4 Handbreiten einen Fuß und 6 Handbreiten eine Elle. Die Höhe eines Mannes misst 24 Handbreiten.

Wenn man die Beine so weit spreizt, dass sich die Höhe, gemessen vom Scheitel, um 1/14 vermindert, und gleichzeitig die Arme so weit öffnet und ausstreckt, dass man mit den Mittelfingern die Waagerechte auf Scheitelhöhe berührt, dann liegen die äußersten Punkte der ausgestreckten Gliedmaßen auf einer Kreislinie. Der Nabel ist der Mittelpunkt dieses Kreises und die Beine bilden zusammen mit der Strecke zwischen den Füßen ein gleichseitiges Dreieck.

Animation zu Leonardos Proportionsskizze


Der vitruvianische Mann ist eine sehr populäre, häufig adaptierte Figur. Neben Reproduktionen in Wandbildern, Postern oder als Tatoo-Motiv hat auch die vhs diese Zeichnung, wenn auch in stilisierter Form, zu ihrem „Wappen“ gemacht.

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Verhältnis und Proportionsstudien am Menschen haben schon seit der Antike Gelehrte und Künstler beschäftigt. Immer wieder ging es dabei auch um die Frage, wie der wohlproportionierte (ideale) Mensch wohl aussehen möge.
So schrieb der römische Baumeister Marcus Vitruvius Pollio (84 - 27 v.Chr.) im dritten seiner zehn Bücher über Architektur ("De architectura libri decem"):

"Proportion besteht darin, dass in jedem Falle sowohl für die Teile eines Gebäudes als auch für das Ganze eine bestimmte Maßeinheit gilt, wodurch das System der Symmetrie in Kraft tritt. Denn ohne Symmetrie und Proportion kann kein Tempel einen ordentlichen Plan haben; das heißt, er bedarf einer genauen Proportion nach Art der Glieder eines wohlgeformten menschlichen Körpers."

Martini



Giorgio Martini (1439 - 1501) hat Ende des 15. Jahrhunderts einen Kirchengrundriss gezeichnet, nach dem die Gesamtlänge der Kirche in 9¼ Abschnitte geteilt ist, ¼ entsprechend den Füßen eines erwachsenen Mannes, 4 Abschnitte gleich den Beinen, 3½ Abschnitte für den Rumpf und 1½ Abschnitte für den Kopf. Das Mittelschiff seiner Kirche ist genau doppelt so breit im Vergleich zu den Seitenschiffen, die Länge des Langhauses entspricht dem Abstand zwischen Bauchnabel und Fußsohle.






Der Maler und Grafiker Albrecht Dürer (1471- 1528) hat wenig später als Martini den "idealen" Menschen der Länge nach in 600 Teile geteilt, wovon 29 Teile auf die Füße, 249 auf die Beine, 246 auf den Rumpf und 76 Teile auf den Kopf entfallen. Eine überaus feine Proportionierung des menschlichen Körpers.



Zuletzt geändert: Tuesday, 19. April 2011, 08:26